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Online-Banking Eine für alles? Was können Banking-Apps heute außer Handwerk?

Banking in der Hosentasche. Die Banking App der Deutsche Bank Mobile
Banking in der Hosentasche. Die Banking App der Deutsche Bank Mobile
© Rüdiger Wölk / IMAGO
Der Markt für Finanz-Apps auf dem Smartphone ist hart umkämpft. Banken und Dienstleister ruhen sich nicht aus, sondern optimieren, wie die dritte große Capital-Analyse auf dem deutschen Markt zeigt

Schnell dem Freund das ausgelegte Geld für den Einkauf überweisen, oder die Push-Nachricht checken, wenn die Kreditkarte belastet wird. Smartphones sind als Helfer aus dem finanziellen Alltag nicht mehr wegzudenken. Die dazugehörigen Banking-Apps gibt es in großer Vielfalt und hoher Qualität. Sie werden sogar immer besser.

Das spiegelt sich in einer immer größeren Verbreitung. Sechs von zehn Bürgern, die ihre Bankgeschäfte online erledigen, greifen bisweilen auch zu mobilen Endgeräten. Wie eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom aus dem Januar dieses Jahres herausfand, übertrumpft die App dabei mehrheitlich das Online-Banking, wenn Geld überwiesen oder der Kontostand abgefragt wird. Vor drei Jahren war das noch eine Minderheit.

Es spricht sich herum, dass die Anwendungen komfortabler und sicherer werden. Das zeigt die dritte große Auswertung der wichtigsten Banking-Apps auf dem deutschen Markt, die das Münchner Analysehaus Tetralog exklusiv für Capital erstellt hat. Insgesamt wurden dabei 33 Apps aus drei Kategorien (klassische Banken, Mobilbanken und ­unabhängige Multi-Banking-Apps) in zwei großen Disziplinen auf ihre Stärken und Schwächen getestet.

Kleine, aber feine Unterschiede

So erzielen vor allem die Angebote etablierter Bankhäuser höhere funktionale Bewertungen als noch 2020. Das zeigt, dass die Banken der mobilen Klientel größere Relevanz beimessen, wenn es um ihre Treue geht. Denn tatsächlich ziehen Nutzer von Smartphone-Lösungen häufig die Bank ihres Vertrauens vor. Anders die jüngere, ungebundene Kundschaft: Die wählt zu etwa einem Fünftel der Nutzer eine Fremd-App, obwohl die teilweise kostenpflichtig sind. Unter denen gibt es viel Bewegung – besonders bei Mobilbanken. Zwei gaben auf, fünf Newcomer legten allerdings einen bemerkenswerten Einstieg hin.

Im Standardangebot ermöglichen alle Apps, die Überweisungen zulassen, auch Daueraufträge und etwa zur Hälfte Lastschriftrückgaben. Fast vier von zehn Apps lassen sich per Sprache steuern. Für Transfers lassen sich in sechs von zehn Varianten Daten entweder per QR-Codes oder Kamera erfassen; einsprechen geht bei 26 Prozent. Bei vier von zehn Apps sind Daten weiter nur händisch samt langer IBAN einzutippen. Ein weiteres wichtiges Feature, den Blick über mehrere Konten, bieten immerhin die Hälfte aller Apps: Es lassen sich weitere Banken im Lesemodus einbinden. Das aktive Steuern bieten meist nur die bankübergreifenden Dienste wie Finanzblick oder Outbank, aber das ist ja Teil ihres Modells.

Spitzenreiter und Aufholer

Von den insgesamt 33 getesteten Apps schlossen in der Gesamtbewertung 14 mit sehr gut und 16 mit gut ab. Der Anteil der Bestnoten mit solider Sicherheit und mehr als 45 von 70 maximalen Punkten für ihr funktionales Können ist unter den Direkt- und Filialbanken am höchsten. Dort führt unter den Top Fünf die Deutsche Bank (92,5 von 100 Punkten), gefolgt von Sparkasse, Comdirect, Norisbank und Consorsbank. Sechs Anbieter legten zu. „Von hinten haben zwei bis drei Apps richtig Gas gegeben und an Funktionalität gewonnen“, sagt Tetralog-Chefanalyst Christian Apelt. „Viel optimiert wurde querbeet, aber am meisten haben sich die HVB (HypoVereinsbank) und ING gesteigert.“ Erstmals getestet und auf Anhieb mit gut bewertet wurde die genossenschaftliche PSD Banken-App.

Im App-Universum der Mobilbanken ist Apelt zufolge beim letztjährigen Schlusslicht Revolut viel passiert (jetzt: gut). O2 Banking erhielt ein komplettes Makeover und steigt mit Tomorrow auf das Siegertreppchen zu N26. Neu in den Markt stieß C24 vom Vergleichsportal Check24 – von null auf Platz vier, gefolgt von der niederländischen bunq-Bank mit nachhaltigem Anstrich. Neu im Test war auch Vivid, die mit Extras wie Umsatzprämien N26 angreift, sowie Openbank, hinter der Santander steht, und der britische Aufsteiger monese. Ausgeschieden sind boon.Planet (Wirecard, pleite) und Moneyou Go (eingestellt).

Im Schnitt ihrer Leistungen schließen die Mobilbanken zu den klassischen Anbietern auf. Dazu zählt auch, dass jetzt die Hälfte der zehn Apps die Überweisung per Kamera oder QR-Code unterstützen und Optionen für Sparer und Anleger parat haben. Viel seltener als Filialbanken sind sie aber offen für die Integration von Fremdkonten.

Kontobündler rivalisieren mit Features

Unter den Multi-Banking-Apps, die genau das tun, hat sich Outbank von den hinteren Rängen auf Platz zwei hinter Finanzblick vorgearbeitet. Die Kontobündler rivalisieren untereinander mit interessanten Features um die Kunden. So durchkämmt Finanzblick die Buchungen auf ihre Relevanz für die Steuererklärung, Outbank und Finanzguru analysieren Verträge, etwa mit Versicherungen, Numbrs will dagegen mit Krypto-Wallets punkten, und Banking4 lässt Kontoauszüge mehrerer Banken per App abrufen – zum Ausdruck auf dem WLAN-Drucker.

Schwer zu toppen ist freilich das Angebot des Testsiegers: Während Haushaltsplaner inzwischen zum weit verbreiteten Standard gehören, berechnet die Deutsche-Bank-App anhand der Buchungen sogar den persönlichen CO2-Fußabdruck. Gerade unter den Neobanken, die die Filialkonkurrenz herausfordern, vermisst Christian Apelt vom Tester Tetralog aber mehr Innovationen. „Das Handwerk wird immer besser“, sagt er, aber der nächste Schritt in der Evolution neuer Features bleibe aus. „Der richtige Brüller ist nicht dabei.“ Und auch zum Zocken mit Aktien oder Kryptowährungen eignen sich die Banking-Apps nur eingeschränkt. Dafür sind die Neobroker zuständig.

Hier können Sie sich die Tabelle mit den vollständigen Ergebnissen als PDF herunterladen .

So wurde getestet

Das Münchner Analysehaus Tetralog untersuchte für Capital 33 Banking-Apps, die im Februar 2021 in Deutschland auf dem Markt waren. Sie wurden in drei Kategorien unterteilt: Apps klassischer Filial- und Onlinebanken, Smartphone-Anwendungen von Mobilbanken mit eigenen Konten sowie mobile Angebote unabhängiger Dienstleister, die in Multi-Banking-Apps bankübergreifend Konten integrieren. Wegen der weitgehend identischen Prozesse wurde nicht nach iOS und Android unterschieden. Maximal konnten 100 Punkte erreicht werden.

Zwei Testbereiche

Für die beiden untersuchten Disziplinen Funktionalität (70 Prozent Gewicht) und Sicherheit (30 Prozent Gewicht) erfolgten die Tests anhand von Bestands- und neu eröffneten Konten, Demoversionen sowie Nachfragen bei den Anbietern.

Funktionalität

In dieser Disziplin wurden der Seitenaufbau, die Handhabung, Zahlungsverkehr und die Vielfalt im Service untersucht. Besonders punkten konnten Anbieter mit übersichtlicher und einfacher Navigation sowie der Möglichkeit, einen Überblick über mehrere Banken oder Konten zu liefern.

Im Zahlungsverkehr wurden sowohl Standardtransaktionen als auch Extras wie Foto-, Sprach- und Schnellüberweisungen abgefragt. Hinzu kamen Dienste wie Umsatzbenachrichtigungen, Budgetplaner oder die Filial- und Geldautomatensuche (entsprechend den Anbietern mit und ohne Niederlassung) sowie Kommunikation. Auch die Bewertung im App-Store wurde berücksichtigt.

Sicherheit

In dieser Rubrik wurden die Qualität von An- und Abmeldungen für die Nutzung, die Anforderungen an Verfahren für die Freigabe von Transaktionen sowie explizite Hinweise auf die jeweiligen Datenschutzbestimmungen bewertet.

Capital-Bewertung/Siegel

Die Höchstnote von fünf Sternen erhielten Apps, die im Test insgesamt mindestens 75 Punkte erreichten. Anbieter mit einer Vier- oder Fünf-Sterne-Bewertung haben die Möglichkeit, ein Capital-Siegel zu erwerben und damit für sich zu werben. Genauere Informationen zu den Bedingungen dieser Siegel finden Sie unter capital.de/siegel .

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